Stammbergertuning


Einfahren


Gleich vorweg, die Hinweise hier sind nicht das allgemein Gewohnte.
Mach dies, mach das, lass dies, lass das.
Es ist Einfahren aus technischer und aus Motor Sicht.
Einfahren ist simple Materie wenn man die Sprache eines Motors spricht.
Nichts weiter als Luft verschaffen und Passflächen herstellen.
Das erfolgt ganz simpel durch kontrolliert gewollten Abrieb !!!
Damit es klar wird nehmen wir mal ein praktisches Beispiel das fast jeder kennt.
S51 Serien Neuzustand mit 0,035 mm Kolben Einbauspiel.
Hier ist Einfahren (fast) nichts weiter als weitere 0,035 mm Einbauspiel erzeugen, also dann 0,07 mm.
Dann ist der S51 Motor eingefahren und kann in voller Leistung abgerufen werden.
Lager, Pleuel usw. müssen nicht Einfahren. Die sind neu schon Betriebsbereit und altern ab der ersten Betriebsminute.
Zylinder mit Gussbuchse hingegen müssen erst auf ihr Leben vorbereitet werden wozu Einfahren (Abrieb) gehört.
Wenn man jetzt weiß, das Alu (auch der Kolben) sich ca. 3 mal mehr dehnt als Grauguss dann versteht man in welch engen Grenzen
sich Einfahren bewegt (Bei S51 im 0,035 mm Bereich). Dann versteht man auch warum Kolben beim Einfahren zum klemmen neigen.
Es ist die Wärmedehnung die kontrolliert werden muss solange der Kolben noch nicht sein Leistungs Einbauspiel erreicht hat.
Den Satz sollte man sich merken.
(Die Schrottgrenze liegt übrigens bei 0,035 x 3 also bei 0,105 mm. Dann Neuschliff bitte.)
Mit größeren Kolben (sprich Hubraum) liegen die Werte höher.
Es dreht sich um die wenig Bekannten und dennoch Berühmten 0,001% des Kolbendurchmessers.
Nun weiß man auch so nebenbei das 0,035 mm Einbauspiel nicht für alle Hubräume gilt.

Ein anderes Beispiel. Etwas praktischer geschildert.
Was geht im nagelneuen Motor vor wenn es steil bergauf geht?
Die Belastung steigt.
Der Hitzelevel im Zylinder steigt.
Der Alu-Kolben dehnt sich 3 mal schneller als die Buchse und hat sie bald eingeholt.
Das Fahrtempo nimmt ab und die Luftkühlung auch.
Von innen kommt mehr und schneller Hitze als außen abgegeben wird.
Draußen sommerlich warm aber der Kolben liebt es kalt.
Volles Spiel (Abrieb) ist noch nicht erreicht (nicht eingefahren) und schon wird es dem Kolben eng.
Der Motor macht sein typisch, dumpfes Geräusch und stößt manchmal eine warnende Qualmwolke ab.
Bevor man die aber sieht ist der Kolben schon fest.
5 Sekunden warten und schon geht der Motor wieder starten.
Die Zeit hat dem Kolben genügt um seine Wärme abzugeben und sich wieder zusammen zu ziehen.
Auch da ist er schneller als die Gussbuchse.
Was bleibt ist ein unschönes Kolbengesicht das den Charakter prägt.
Zwar etwas entstellt aber noch kein altes Eisen solange die Ringe in der Nut frei beweglich sind.
Paradox aber Abdichtung ist damit noch möglich.
Leichte Alu-Ablagerungen auf der Buchsenfläche schaben die Ringe wieder weg. 
Jetzt nur nicht menschlich denken denn ein Kolben denkt anders, metallisch eben.
Er hat nichts anderes erfahren als sich dünn zu machen, an Stellen wo es eng zu geht.
Im Klemmfall eben mit Gewalt.
Da sind in der Regel die 4 Klemmspuren (4 Ecken Klemmer) die dort auftreten wo die Zuganker sitzen.
Bereiche veränderter Wärmeabfuhr und somit Engstellen.
Solche 4 Ecken Klemmspuren sind simpel und ermöglichen dennoch weiter fahren.
Wenn die Konizität des Kolbens stimmt sind die Klemmspuren von unten bis oben gleichmäßig verteilt.
Sind die Klemmspuren nur oben im Ringbereich ist die Konizität zu gering.
Was ist Konizität?
Nun ja, Kolben sind im kalten Zustand unten im Durchmesser größer als oben.
Je nach auftretender Hitzedehnung sind Kolben vorab darauf angepasst. Das ist Konizität.
Von oben wirkt Hitze und sorgt über das Dehnverhalten für gleich große Durchmesser oben und unten..
Gut angepasste Koniziät des Kolbens gleicht Dehnung und Durchmesser perfekt aus.
(Unschön das Almot Importe zu wenig davon haben und Barikit etwas zu viel. Nur so nebenbei).
(Deswegen klemmen die auch seltener als Almot Kolben)
Allgemein kann man bei AlSi (Alu-Silizium) Kolben das doppelte Einbauspiel rechnen was dem eingefahrenen Zustand entspricht.
Im Falle S51 Kolben 0,07 mm Konizität. 
Der S51 Kolben hat also oben 0,07 mm weniger Durchmesser als unten. So simpel ist Konizität.
Jetzt kommt's nur noch darauf an in welchen Betriebszustand der Motor gehalten wird.
6000 U/min sind was anderes als 12000. Praktisch doppelte Zündfolge und mehr Hitze. Also mehr Konizität erforderlich.
Aus Kolbensicht ist nicht wesentlich mehr zum Einfahren zu sagen.
Aus Fahrersicht muss man nur wie ein Kolben denken.
Kolben würden sagen, nicht länger als 10 Sekunden Vollgas (weil sie nach 20 Sekunden fest gehen).
Um Ungeübten eine sichere Spanne zu geben, 3 Sekunden Vollgas. Dann schalten oder Gas zurück nehmen.
Öfter mal Gaswechsel bieten ermöglicht übrigens Motoren kühlendes durchatmen ohne Hitze produzieren.
Lang lebe die Erfindung Alu Kolben in Grauguss Buchse.
Wer die ältere Erfindung nutzt, Alu Kolben in Guss Zylinder (wie Simson SR1 / SR2 oder Puch) 
der möge bitte ganz besonders wie ein Kolben denken.
Denn dabei dehnt der ganze Zylinder 3 mal langsamer als Alu.
Wer Nicasil Beschichtung nutzt hat all die Sorgen nicht. Kolben (innen) Alu. Zylinder (außen) Alu.
Innen wie außen nahezu gleiche Dehnverhältnisse und somit Einfahren im klassischen Sinne nicht erforderlich.

Kopf nach der ersten Fahrt nachziehen:
Es ist so das sich Zylinder beim Warmfahren dehnen. Ganz natürlich bei Metall + Wärme.
Dabei drückt sich die Fußdichtung enorm zusammen.
Da Zuganker aus Stahl sind und Zylinder + Kopf aus Aluminium ergibt sich unterschiedliches Dehnungsverhalten.
Muttern + Unterlegscheiben der Zuganker pressen sich in den Kopf bis das Aluminium darunter ausreichend verdichtet ist.
Dann beim Abkühlen zieht sich das Material wieder zusammen und der Druck baut ab.
Die Fußdichtung kann sich nicht wieder auf ihre alte Dicke ausdehnen.
So ergibt sich das der Kopf nach der ersten Fahrt nachgezogen werden muss, schön gleichmäßig über Kreuz.
Nur einmal nach der ersten Fahrt im abgekühlten Zustand, dann nicht mehr.

Vergaser nach dem Einfahren nachjustieren:
Bewährtes Tuning benötigt keine verschiedenen Düsen zum probieren.
Vergaser von Stammbergertuning werden gleich mit der passenden Bedüsung fertig eingestellt ausgeliefert.
Wenn auch der Luftfilter passend bearbeitet wird springt der neue Motor meißt nach dem 2. oder 3. Kick an.
Danach dann immer auf dem ersten Kick wobei man noch nicht mal Gas geben muss.
So genau sind die Einstellungen. Mit Mikuni sowieso aber auch mit BVF Vergaser.
Nach dem Einfahren muss das Standgas nachreguliert werden. Je mehr der Motor einläuft um so leichtgängiger wird er.
Neue Motoren benötigen höheren Kraftstoffanteil zur Innenkühlung. Nach dem Einfahren nicht mehr. 
Die innere Reibung lässt nach, Hitzelevel sinken ab usw.
Motoren kündigen das Ende des Einfahrens an und haben dafür ihre eigene Sprache. Man muss sie nur verstehen können.
Man kann Einfahren unterstützen indem eine etwas größere HD genutzt wird.
Die muss dann nach dem Einfahren gegen eine kleinere gewechselt werden.
Der Motor kündigt die Erfordernisse zum Wechsel an indem er bei hohen Drehzahlen unwillig wird
und von unten heraus schwerfällig beschleunigt oder vollsaugt.
Er reagiert beim Anfahren besonders im warmen Zustand zäh auf Gasannahme.
Je wärmer er wird um so deutlicher. Je tiefer die Drehzahl beim Anfahren um so deutlicher.
Die Kerze färbt sich dunkler. Der Motor selbst sagt auf seine Weise das Einfahren abgeschlossen werden kann.
Einfahren ist im allgemeinen nach tausend Kilometern erreicht.
Wer sich die Mühe macht nach dem einfahren den Vergaser neu zu justieren
der wird mit Sicherheit hierdurch den Motor drehfreudiger bekommen.
Zum nachjustieren sollte bedacht werden:
Hauptdüse
Leerlaufluftschraube
Nadelposition (Kerbe)

 



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